02.09.2025

Einschränkungen bringen keine Verkehrswende in der Altstadt Salzburg

Der Altstadtverband Salzburg befürwortet alle Infrastrukturmaßnahmen, die zur Verbesserung und Erhaltung der guten sowie schnellen Erreichbarkeit der Altstadt Salzburg beitragen, spricht sich aber gegen einseitige Maßnahmen aus.

Salzburg braucht eine moderne zukunftsfähige Mobilitätsstrategie, die faktenbasiert eine Gesamtlösung unter Einbindung aller Stadtteile und des Umlandes verfolgt. Dabei darf der Wirtschaftsraum Altstadt nicht einer noch größeren Wettbewerbsverzerrung ausgesetzt werden. Schon jetzt sind die Rahmenbedingungen für Unternehmen, aber auch für Bewohner:innen sehr herausfordernd. Es gilt die Erreichbarkeit, die Funktionalität und die Alltagstauglichkeit der Altstadt zu erhalten und zu verbessern. Aus Sicht des Altstadtverbandes Salzburg muss der Rot-Kreuz-Parkplatz erhalten bleiben und zum Bewohner:innen-, Handwerker:innen- und Kurzpark-Konsument:innen-Parkplatz inklusive Rad-Abstellflächen adaptiert werden. Die Zufahrt zu den Mönchsberg-Altstadtgaragen muss auch von der östlichen Seite durch die Altstadt möglich sein. Die Altstadtgaragen sind eine lebensnotwendige Infrastruktureinrichtung und müssen um Quartiersparkplätze in den Stadtbergen erweitert werden. Damit können historische Plätze, Straßen und Gassen autofrei gestaltet und auf diesen Flächen neue Mobilitätsformen geschaffen werden. Tempo 30 und ein Nachtfahrverbot für das Neutor sind zu befürworten.

Innenstadtsperre ist keine Lösung
Die Altstadt Salzburg ist mit rund 1.600 Unternehmen und 15.000 Beschäftigten der größte, zusammenhängende Wirtschaftsraum sowie der kulturelle und soziale Mittelpunkt des gesamten Bundeslandes Salzburg. „Die Aufgaben und Wichtigkeit eines lebendigen Zentrums und einer pulsierenden Stadt muss einigen Politiker:innen noch klarer werden“, erklärt Roland Aigner, Geschäftsführer des Altstadtverbandes Salzburg. Auch in Zukunft muss die Möglichkeit gewährleistet sein, notwendige Zielverkehrsfahrten uneingeschränkt erledigen zu können. Diese Forderung gilt vor allem für Stadtbewohner:innen, Berufsverkehr z.B. tägliche Einpendler:innen, Handwerker:innen und für Einkaufsgäste. Hingegen sollten „Panoramafahrten“ durch die Stadt oder die ziellose Parkplatzsuche – vor allem von Tagestourist:innen - konsequent einschränkt werden. Hier sind P+R Plätze mit einem guten Angebot ein erster Schritt. Dennoch braucht es zusätzlich fußläufig erreichbare Parkmöglichkeiten in Zentrumsnähe.

Autofreie Altstadt-Plätze
Jede Maßnahme, die mehr Qualität schafft und die Altstadt als attraktiven und vielfältigen Lebensraum, Einkaufs- und erlebnisreichen Aufenthaltsort fördert, ist zu begrüßen. „Es besteht ein weitestgehender Konsens, dass die Zukunft autoärmer werden wird – das ist eine Konsequenz aus dem Thema Nachhaltigkeit, aber auch eine Generationenfrage. Die Individualität im Verkehr wird aber bleiben“, so Altstadtverband-Geschäftsführer Roland Aigner. Es braucht neben der radikalen Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, neue und adaptierte Radwege sowie eine Attraktivierung der Fußgängerzonen, da der Anteil der zu Fuß gehenden Verkehrsteilnehmer: innen in Salzburg besonders hoch ist. Dafür sollten die Stadtberge in Zukunft für den Ausbau der innerstädtischen Infrastruktur und für Quartiersparkplätze unbedingt mitgedacht werden. „Garagen locken keine Gäste, sondern sind notwendige Infrastruktur für das Funktionieren einer Stadt!“, betont Altstadtverband-Obmann Christian Wieber. „Durch die Suburbanisierung ist es in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Wettbewerbsverzerrung gekommen. Am Stadtrand wurden und werden riesige Grünflächen versiegelt, Autobahnabfahrten gebaut, die mit öffentlichen Geldern erhalten werden, und viel Platz für künstliche Konsumorte, mit dem Vielfachen an oft Gratis-Parkplätzen, geschaffen. Die Lösung kann nicht sein, die Erreichbarkeit der Altstadt weiter zu erschweren!“, ergänzt Christian Wieber seine persönlichen Erfahrungen als ansässiger Handwerker in der Getreidegasse.

Der Altstadtverband spricht sich für die verbesserte Nutzung der Stadtberge, Mönchs- und Kapuzinerberg, aus. Hierbei geht es nicht nur ausschließlich darum, neue Anrainer:innen-Parkflächen und Fahrrad-Abstellplätze zu schaffen. Die Stadtberge könnten auch für weitere städtische Infrastrukturverbesserungs-Maßnahmen (Logistikzentrum, Lagerflächen, etc.) genutzt werden. Leider wurde dies in der Vergangenheit versäumt, sollte aber für die Zukunft (wieder) in Betracht gezogen werden.

Begegnungszone und Rot-Kreuz-Parkplatz
Die Schaffung einer Begegnungszone zwischen Neutor und Museumsplatz wird seit jeher vom Altstadtverband Salzburg grundsätzlich befürwortet. Aus Sicht des Altstadtverbandes muss neben dem öffentlichen Verkehr auch in Zukunft der Ziel- und Quellverkehr durch das Neutor gewährleistet werden. Die politische Initiative, touristische Fahrten auf die reine An- und Abreise von Hotelgästen zu beschränken, begrüßt der Altstadtverband. Eine attraktive, gut geplante Begegnungszone, die eine gleichrangige Behandlung aller Verkehrsteilnehmenden vorsieht, und zudem für notwendige Fahrten von allen Seiten erreichbar bleibt, würde die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Altstadt maßgeblich verbessern, ohne dabei den Verkehr in andere Stadtteile umzulenken.

Die Umgestaltung des Rot-Kreuz-Parkplatzes ist grundsätzlich zu befürworten. Die Funktionalität als Parkmöglichkeit für Anrainer:innen (es gibt zu wenig Bewohner:innen-Parkplätze), für Handwerksbetriebe (es gibt keine Parkmöglichkeit in der Altstadt für Fahrzeuge über 2,10 m) und als Kurzzeit-Konsument:innenparkplatz (max. 30 bis 60 Minuten Parkdauer) ist für eine lebenswerte, alltagstaugliche Altstadt unerlässlich. Weiters sollte der Rot-Kreuz-Parkplatz als Fahrrad-Hotspot (mit Abstellflächen, Radboxen, Storage-Möglichkeit und einer öffentlichen Toilette mit Waschraum) eine zentrale Rolle im Radkonzept der Stadt einnehmen. Aufgrund der Lage direkt am Berg ist der Platz tatsächlich nur an wenigen Tagen im Jahr als „Erholungsplatz“ attraktiv und daher als solcher eher ungeeignet. Dafür würden sich die anschließenden Grünflächen mit Spielplatz, Fitnessanlage und Ruheflächen am Franz-Josefs-Kai wesentlich besser eignen.

„Die Wünsche und Bedürfnisse der Stadtbevölkerung, der lokalen Wirtschaftstreibenden und die Funktion der Altstadt müssen bei all diesen Überlegungen Vorrang gegenüber politischen Prestigeprojekten erhalten“, so die Forderung der beiden Verantwortlichen des Altstadtverbandes Salzburg.