Flussufer sind attraktive Orte.Das Leben fand schon immer an Flüssen statt – denn dort wurde schon in frühester Zeit gesiedelt. Wasser ist, damals wie heute die
Lebensader eines Ortes, ganze Wirtschaftszweige beruhen darauf. Früher war es beispielsweise der Salzhandel auf Inn und Salzach. Der Handel hat sich hier entlang oder rund um die Flüsse weiterentwickelt. Heute gibt es diverse Radwege wie Innradweg und Salzhandelsweg oder die Inn-Salzach-Bauweise die auf die Historie hinweisen. Ähnliche Beispiele gibt es natürlich weltweit. Im Laufe der Zeit hat sich, rund um die Flüsse, auch der Tourismus ausgebildet. Kreuzfahrten sind beliebter denn je – das Wasser steht wieder hoch im Kurs. Der Transport von Waren aller Art, längst unabhängig vom Wasser, hat sich oft auf Straße, Schiene oder in die Luft verlagert.
Vorbild für die Mozart-Stadt: die Passer-Terrassen in Meran.
Was bleibt ist das kühle Nass als Lebensader und wesentliche Komponente. Urbane Flussräume sind (Teil der) Lebensqualität.
Uferregionen dienen als Treffpunkt, zur Erholung oder auch zum Arbeiten, diese liegen aber oft brach und sind einfach Wiese bzw. Uferböschung. Sie sind aber auch touristische Anziehungspunkte. Umso wichtiger ist es, dieses Gebiet entsprechend der Nutzungsanforderungen zu gestalten, denn Flüsse begründen nicht nur die Struktur einer Stadt, sie prägen sie auch. So ist der Main durch die Entwicklung des Frankfurter Museumsufers ein wesentlicher Baustein der Stadtlandschaft geworden. Ein weiteres erfolgreiches Beispiel findet sich in
Meran. Die Passer-Terrassen im Zentrum der Südtiroler Provinzstadt entstanden in nur vier Monaten Bauzeit. Ziel war es – die Beziehung zwischen Stadt und Fluss zu verbessern und den
Fluss als Erholungsraum für die Bevölkerung zu gewinnen. Die Baumaßnahme war Teil des Interreg IV Projekts „Ortsgerechte Gestaltung – Freiräume am Wasser“. Wasser als Teil eines gestalteten Stadtraums zeigt das ökonomische Potential, die Schönheit und den Reichtum einer Stadt.
Salzach Ufer (Foto Franz Neumayr)
Wesentliche städtebauliche Kriterien sind die zu erhaltenden Freiräume, um den Platz zwischen den Gebäuden. Diese Räume bilden den Rhythmus einer Stadt. Gewohnt wird zwar in Häusern, aber das Leben findet zwischen ihnen statt. Abseits der überfüllten Straßen und Plätze braucht es neben Parks und Gastgärten auch Flussufer zur Entschleunigung. Es sind die kleinen Dinge, die den Wohlfühlfaktor bringen und auch Akzeptanz und Kommunikation stärken. Wasser variiert je nach Jahreszeit variiert. Unterschiedliche Pegelstände und Fließgeschwindigkeiten sind wesentliche Faktoren, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Dennoch, Städte und Menschen wollen nah ans Wasser. Wohnen und leben am Ufer ist en vogue.
Flussbäder für (Groß-)StädterSchwimmen im Fluss ist ja auch so eine Sache, die von der (hitzegeplagten) Bevölkerung gerne angenommen wird. Beispiele gibt es einige – solche, die es tatsächlich gibt und sehr beliebt sind und solche, die nur auf Plänen existieren und ähnlich wie Loch Ness immer wieder in den Medien auftauchen, Stichwort Wahlzuckerl…
Unterer-Letten (Foto badi-info.ch)
Sehr beliebt ist das
Flussbad Untere Letten in Zürich. Hier kann man sich im Schwimmkanal flussabwärts treiben lassen und schwimmt anschließend gegen den Strom zurück oder aber klettert aus dem kühlen Nass und lässt sich dann erneut treiben. Auch Nicht-Schwimmer kommen in einem eigenen Becken zu ihrer Abkühlung. Kinder planschen in einem kleinen Pool, für die Mutigen gibt es einen 3-Meter-Sprungturm. Wer abends noch genug Energie für Events oder Kultur hat bleibt gleich vor Ort, denn im Flussbad Untere Letten finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen oder Freilichtkinoabende statt. Der Eintritt ist in Zürich übrigens frei! Die Kopenhagener lieben ihr
Islandsbrygge Havnebad. Das schwedische
Göteborg feiert im Jahr 2021 sein 400jähriges Bestehen, zu diesem Anlass ist ein großes Projekt der Stadtteil
Frihamnen in Bau; Teil der neuen RiverCity wird eine Badeanlage im
Jubileumsparken sein.
Das Berliner Badeschiff ist bei Alt und Jung beliebt und immer gut besucht. In Planung befindet sich ein
Flussbad im Spree-Abschnitt zwischen Fischerinsel und Bode-Museum. Es gilt als nachhaltiges, zukunftsweisendes Stadtentwicklungsprojekt. Der älteste Stadtteil Berlins könnte so zum modernsten werden. Ein spannendes Projekt gibt es in New York:
+Pool – das weltweit erste wasserreinigende, schwimmende Badebecken soll im Hudson River entstehen. Mit einer eigenen Fliese kann man das Projekt vorantreiben. 800 Meter soll das geplante Becken im
Dotonbori Kanal mitten in Osaka, Japan haben. Ähnliche Vorschläge einen Kanal zu nutzen gab bzw. gibt es in London mit der
Lido Line. Auch in München wartet noch auf sein Isarbad in der Innenstadt. Ein Konzept wurde in Auftrag gegeben. Die Realisierung dieser vielen Projekte ist jedoch ungewiss.
Paris – Amsterdam – WienWo Flüsse nicht unbedingt zum Baden einladen, kann man das Strandfeeling dank Tonnen von feinstem Sand genießen. Seit 2002 hat Paris seinen eigenen künstlichen Strand
Paris-Plages.
Amsterdam Roest ist vermutlich der coolste urbane Strand in Mitten des post-industriellen Stadtteils im Osten der niederländischen Hauptstadt. In Wien (und Umgebung) gibt es die Tradition der Strombäder. Das Strom-, Luft- und Sonnenbad im Kuchelauer Hafen beim Kahlenbergerdorf war das Vorbild für die späteren Strombäder im Donaukanal. Die Strombäder waren Badeschiffe, die ein möglichst gefahrloses Baden und Schwimmen ermöglichten. Das
Badeschiff Wien, privat geführt, hat diese Idee vor einigen Jahren wieder aufgegriffen. Dank langer Öffnungszeiten kann man entspannt in den Feierabend schwimmen oder das Schiff als Eventlocation nutzen. Seit kurzem ist die Strombucht an der Alten Donau geöffnet. In Wien gibt es jetzt 10 kostenlose Badeplätze, neben dem Arbeiterstrandbad ist das die zweite kostenlose Bademöglichkeit an der Alten Donau.
Und Salzburg?!Gerade in der Salzburg, wo der Fluss die Stadt in einen linken und rechten (Alt-)Stadtteil trennt, braucht es einen Knotenpunkt – die Ufer – als T
reffpunkt einer lebend(ig)en Kommune. Bis dato gibt es keine fertigen Pläne (oder Interesse?) ein Salzachbad zu eröffnen. Um das Uferareal ideal nutzen zu können, bedarf es jedoch etwas mehr als die vorhandenen Bänke entlang der Promenade bzw. Kais. Es ist ein Phänomen – nicht nur der Sonnenanbeter – dass, sobald die ersten Sonnenstrahlen zu sehen sind, die Uferbereiche entlang der Salzach „bevölkert“ werden. Es wird gelernt, geschlafen, gelesen, gefischt, gespielt, relaxt uvm. Nicht Touristen, sondern vorrangig die Einheimischen nutzen diese Grünflächen. Mit der Planung einer
Ufer-Lounge – am relevanten Salzachabschnitt im Stadtzentrum – wird der Bevölkerung eine weitere Variante geboten,
mitten drin (in der Altstadt)
statt nur dabei zu sein. Die (Innen-)Stadt wird dadurch noch erlebbarer gemacht. Je nach Bauvariante bzw. Lage ist man direkt am Wasser – ideal für Fischer, Hundehalter und Interessierte, im mittleren Uferbereich sitzt man bequem und lernt, macht (Mittags-)Pause, trifft sich mit Freunden oder im oberen Teil des Ufergeländes, so sich auch Rollstuhl- und Kinderwagenfahrer oder Skateboarder, Radler und Inlineskater wohlfühlen. Meran könnte hier sicher als Beispiel heran gezogen werden.