"Sicher!" werden Sie sagen. Dennoch sind Sie herzlich eingeladen, Salzburgs berühmteste Gasse mit neuem Straßenbelag, neuer Beleuchtung und immer wieder neuen Läden neu zu entdecken. Wie wäre es gleich kommendes Wochenende? Denn am 13. und 14. Oktober findet das Altstadtfest Getreidegasse unter dem Motto "Geschichte(n) feiern" statt!
Was Sie über die Getreidegasse wissen sollten
Der Name:
Salzburgs berühmteste Straße wurde 1150 erstmals als Trabegasse und Traugasse erwähnt. Der Name leitet sich nicht vom Getreide ab. Sondern ist mit dem Mundartbegriff trabig (= schnell, rührig) verwandt. Man erzählt sich, dass der Name in der napoleonischen Zeit von einem Wiener Beamten falsch verstanden und fortan falsch geschrieben wurde. Denn Getreide wurde in der Getreidegasse nie verkauft.
Länge, Lage, Form:
Die Getreidegasse war bereits zur Römerzeit Teil eines bedeutenden Verkehrsweges. Die Hauptverkehrsader durch die Stadt in Richtung des heutigen Bayern. Die Gasse bildet keineswegs eine Gerade. Sie schlängelt sich schief und krumm, ausgerichtet an der Salzach, ca. 300 Meter zwischen Blasiuskirche und Rathausturm entlang. Außerdem weist die Getreidegasse eine leichte Neigung in Richtung Salzach auf, was hilfreich beim Schwemmen der Gasse in früheren Zeiten war.
Durchhäuser & Passagen:
Typisch für Salzburg und insbesondere charakteristisch für die Getreidegasse sind deren Durchhäuser. Also die Häuser mit öffentlichem Durchgang. Diese bieten reizvolle Einblicke und Ausblicke in malerische Innenhöfe mit historischen Besonderheiten, Laubengängen, Schriftzügen oder Treppen. Außerdem verstecken sich hier nette Cafés, schicke Läden und Handwerksbetriebe. Insgesamt gibt es 16 Durchhäuser. 5 davon führen von der Getreidegasse Richtung Griesgasse und zur Salzach. 11 zum Universitätsplatz mit der Kollegienkirche. Im Zuge der Oberflächengestaltung wurden auch 11 der Durchhaus-Eingänge von der Getreidegasse mit einer Beleuchtung im Boden versehen. Der berühmteste Durchgang ist das
Schatz-Haus von der Getreidegasse 3 zum Universitätsplatz, der auch einen abzweigenden Arm zur Sigmund-Haffner-Gasse hat.
Hausnummer 9:
Am 27. Januar 1756 kam hier
Wolfgang Amadeus Mozart als siebentes Kind der Familie zur Welt. Im Jahr 1773 übersiedelten sie aus der zu eng gewordenen Getreidegassenwohnung in das Tanzmeisterhaus am damaligen Hannibalplatz (heute Makartplatz) Nr. 8. Bereits 1880 errichtete die Internationale Stiftung Mozarteum ein Museum zu Ehren des größten Sohnes der Stadt in dessen Geburtshaus.
Sanierung & Gestaltung:
Von Februar 2015 bis Juli 2017 wurde das Herzstück der Salzburger Altstadt saniert und die Oberfläche mit rund 2.900 qm Granitpflaster versehen. Weitere 2.100 qm wurden am angrenzenden Alten Markt und Kranzlmarkt, in der Klampferergasse, dem Sterngässchen, Badergässchen, am Rathausplatz und Hagenauerplatz verlegt. Die Initialzündung zur Oberflächengestaltung samt notwendigem Unterbau, für den die Stadt Salzburg EUR 2,15 Mio. investierte, gab der 145 Jahre alte Kanal im Untergrund, der dringend erneuert werden musste.
Was Sie in der Getreidegasse sehen sollten
Zunftschilder:
Foto Die Abbilderei
Unübersehbar, aber wert, ganz bewusst betrachtet zu werden. Die kunstvollen schmiedeeisernen Zunftschilder an den Bürgerhäusern, für die die Getreidegasse weithin bekannt ist, erzählen vielfach Geschichte und Geschichten. Zu Zeiten als es noch an Hausnummern fehlte und noch nicht alle Menschen lesen konnten, gaben die Schilder Auskunft über Warenangebot und Zunft.
Um den historischen Charakter der Getreidegasse zu erhalten, sind keinerlei andere Geschäftsschilder erlaubt. Hier findet man vermutlich auch den einzigen McDonalds weltweit, der kein neon-beleuchtetes M trägt. Am Hopfenkranz im Schild zu erkennen ist, dass einstmals eine Brauerei und ein Gasthaus im Haus Getreidegasse 26 war. Besonders sehenswert ist auch der Wandarm mit Figuren und Schere gleich nebenan auf Hausnummer 24, der auf einen Schneider verweist. Farbenprächtig das Schild auf Nummer 32, das an eine ehemalige Glaserei erinnert. Besonders opulent das erst 2014 restaurierte Zunftschild des Sternbräus. Bis heute werden die Zunftschilder in der immer noch mitten in der Getreidegasse ansässigen Schlosserei Wieber hergestellt, wo sich selbstredend ein ebenso schönes Schild mit Schlüssel befindet.
Salzburger Grabendach:
Schaut man die Häuser in der Getreidegasse empor, gehen die Regenrinnen, die in Salzburg durchaus öfters gebraucht werden, scheinbar nicht bis ganz oben zum Ende der Fassade. Grund dafür ist, dass der letzte Stock immer eine Scheinfassade ist, hinter der sich Grabendächer verbergen. Diese Tatsache, die man gut bei einem Blick vom Mönchsberg auf die Gasse sehen kann, geht wahrscheinlich auf feuerpolizeiliche Verfügungen der Behörden im frühen
16. Jahrhundert zurück. Niedrige Satteldächer und Grabendächer, die rechtwinkelig zur Straßenachse ziehen, verhindern einerseits das Überspringen des Feuers und in den Gräben hielt sich das Wasser, um rasch löschen zu können.
Salzburger Almkanal:
Der Almkanal ist kein von Natur aus entstandener Bach. Sondern ein unter Denkmalschutz stehendes Kanalnetz, das für die Wasserversorgung der Stadt gebaut wurde und seit mehr als 860 Jahren in Betrieb ist. Der größte Teil des Kanals führt geradewegs durch den Mönchsberg. Er erreicht die Altstadt zwischen dem Petersfriedhof und der Festungsgasse. Immer wieder kann man den Almkanal in der Salzburger Altstadt entdecken. Neuerdings auch in der Getreidegasse. Zwischen den Häusern mit der Nummer 19 und 16 wird der Blick auf den sogenannten
Gamper-Arm frei. Seinen Namen hat dieser Kanal von der Maschinenschlosserei Gamper, die im Durchhaus beim „Wilden Mann“ bis 1969 die Wasserkraft nutzte. Durch einen Gitterrost sieht man das Bächlein, das abends in stimmungsvolles Licht gesetzt wird.
Klingelzüge:
Foto Luigi Caputo
Neben der 400 Jahre alten Eingangstür des Spirituosengeschäfts Sporer befindet sich eine sehenswerte Klingelanlage, die in alle Etagen reicht und bis heute funktioniert. In Betrieb ist nur mehr jene mit der man im Büro bei Sporer anklingelt. Die anderen Klingelzüge führen zu Gästezimmern des Hotels Goldener Hirsch und wurden vorsorglich deaktiviert. Mit einem Zwirn wurde früher der Schlüssel hinuntergelassen. Quasi ein Türöffner der historischen Art. Auch an Mozarts Geburtshaus befindet sich noch ein schmucker Klingelzug. Wer weiß welche Klingel man ziehen müsste, um bei Familie Mozart zu klingeln?
Was Sie in der Getreidegasse genießen sollten
Foto www.original-mozartkugel.com
Es klingt ja fast kitschig: Mozartkugel essen in der Getreidegasse erfüllt in der Tat viele Salzburg-Klischees, schmeckt aber sensationell! Vorausgesetzt es handelt sich um das Original aus dem Hause Fürst, erfunden 1890 vom Konditor Paul Fürst. Die süße Kreation mit dem feinen Geschmack aus Marzipankern mit Pistazien und Nougat, umhüllt von dunkler Schokolade ist nicht nur weltberühmt, sondern bis heute handgefertigt, erkennbar am mit Schokolade verschlossenen Loch, das vom Holzstäbchen beim Tunkvorgang zurückbleibt.
Getreidegasse 47
In der Passage des Salzburger Edel-Modehauses Dantendorfer verbirgt sich ein geschmackliches Kleinod der Getreidegasse. Hier lockt der scharf-würzige Duft des 1. Salzburger Balkan Grill TouristInnen genauso wie Banker und StudentInnen, die in Schlangen auf ein Original Bosna mit unveränderter Rezeptur seit 1950 warten. Knuspriges Weißbrot mit gegrillten Schweinsbratwürsteln, Zwiebeln, Petersilie und geheimer Gewürzmischung mit Curry. Auch Variationen mit Senf und Ketchup ergänzt können am besten gleich vor Ort genossen werden. Kaugummi einstecken nicht vergessen.
Getreidegasse 33
Schafmilcheis bei Eisl Eis
Foto Helge Kirchberger
Der Durchgang von Hausnummer 22 beherbergt seit Frühjahr 2017 Österreichs 1. Bio-Schafmilch-Eissalon, der vom Falstaff bereits unter die Top 3 der beliebtesten Eissalons Österreichs gewählt wurde. Nicht nur Menschen mit Kuhmilchunverträglichkeit kommen bei dieser Auswahl aus klassischen wie extravaganten Eissorten auf den Geschmack. Cremig, vollmundig, mit leichter Mandelnote munden Vanille und Schokolade, ebenso wie Heidelbeer-Rosmarin und Graumohn. Ganz nebenbei ist es auch noch sehr bekömmlich. On top: Schokosauce in Bio-Qualität.
Getreidegasse 22
Rigó Jancsi ist der Name eines ungarischen Geigers und einer nach ihm benannten Mehlspeise. Der Zusammenhang zwischen beidem ist unbekannt. Unbestritten ist die unvergleichliche Geschmackskomposition dieses Schokocremewürfels, der in Salzburgs ältester, kleinster und wahrscheinlich bester Konditorei vorzüglich schmeckt. Schon beim Betreten der liebreizenden Konditorei Schatz im gleichnamigen Durchhaus weht einem der süße Duft von Torten, Rouladen, Schnitten, Desserts, Baiser und Keksen entgegen. Entsprechend schwer fällt die Entscheidung an der Kuchenvitrine.
Getreidegasse 3
Foto Carpe Diem Finest Fingerfood
Der Name ist Programm: Ganz dem Genuss verschrieben hat sich das „Carpe Diem“ Gourmet-Restaurant, Café mit Bar und Terrasse am Entree zur Getreidegasse. Nationale und internationale Köstlichkeiten auf höchstem Niveau werden im ersten Stock serviert, die Weinkarte lässt keine Wünsche offen. Zwischendurch gibt es Cones und Fingerfood vom Feinsten. Weniger bekannt ist, dass sich das „Carpe“, wie es in Salzburger Kreisen genannt wird, auch als Teehaus versteht. Die kulinarische Empfehlung: Tee mit Sorbet
Getreidegasse 50
Was Sie aus der Getreidegasse mitnehmen sollten
Likör- und Punschmanufaktur Sporer: Hausmischung
Foto Wildbild
Es ist zwar das schmalste Haus in der Getreidegasse, dennoch kommt man beim Sporer nicht vorbei. Die seit 1903 bestehende Branntweinschänke genießt in Salzburg Kultstatus und lockt neben einer einmaligen Atmosphäre mit feinen Spirituosen aus eigener Erzeugung. Neben dem berühmten Orangen-Punsch unser Tipp zum Mitnehmen: die Hausmischung. Der feinherbe und bekömmliche Kräuterbitter, Vol.38%, aus 19 verschiedenen Kräutern, Wurzeln und Wacholderbeeren ist als Aperitif oder Digestif geeignet.
Getreidegasse 39
Aus Baumwolle, Leinen oder Schafwolle, mit oder ohne Fransen, glatt oder mit Fischgrätmuster, einfärbig, schattiert, meliert oder gemustert – jedenfalls nach uralter Tradition handwerklich an alten Holzwebstühlen hergestellt werden die individuellen Teppiche in allen Größen auch für Ihr Heim. Sie werden überrascht sein, wie erschwinglich so ein Unikat ist! Lohnenswert ist ein Besuch dieses seit 1843 bestehenden Altstadt-Juwels im Haus aus dem 13. Jahrhundert, direkt an der alten Stadtmauer jedenfalls! Praktisch als Mitbringsel sind die Patschen gefertigt aus Fleckerlteppich.
Getreidegasse 18a
Schlosserei Wieber: Hirschkopf
Foto Andreas Kolarik
Inmitten des regen Treibens der Getreidegasse lohnt sich ein Innehalten bei Hausnr. 28, wo im altehrwürdigen Gewölbe seit über 600 Jahren das Schlosserhandwerk ausgeübt und das Familienunternehmen von Christian Wieber in 3. Generation geführt wird. Neben der Fertigung der für Salzburg typischen Zunftschilder, werden sämtliche Schlossereierzeugnisse mit handwerklich meisterhaftem Feingefühl umgesetzt. So auch der handgeschmiedete Hirschkopf-Wandhaken – ein beliebtes Salzburger-Souvenir!
Getreidegasse 28
Hereinspaziert in ein Paradies für Feinschmecker und die Welt des Genusses! Neben herrlichen Delikatessen, Weinen und edlen Bränden & Likören finden Sie bei R.F. Azwanger exquisite Schokoladen, spezielle Essige und Öle, Marmeladen und vieles mehr - und das seit über 350 Jahren. Die Empfehlung des Hauses ist schließlich der TauernROGG Single Malt Whisky vom traditionsreichen Guglhof, der ältesten Brennerei des Landes, hergestellt aus Salzburger Tauernroggen, einer uralten Getreidesorte aus dem Lungau, angebaut auf über 1.000 Metern Seehöhe. Einzigartig im Geschmack und kräftig im Aroma.
Getreidegasse 15