Selber machen statt kaufen – Individualisierung ist Trend. do-it-yourself (Foto Pixabay) Selber machen statt kaufen – Individualisierung ist Trend. do-it-yourself (Foto Pixabay)
Authentisch & Tradition Felicitas Gudenus

Do-it-yourself

Selber machen statt kaufen – Individualisierung ist Trend.
Dank Technik sind wir immer erreichbar. Smartphone und Laptop sind auf jeder (Geschäfts-) Reise dabei und werden fleißig genutzt – 24 Stunden, 7 Tage die Woche im Dienst. Als Ausgleich zu langen Tagen, viel Arbeit, Druck und Stress, reicht Sport allein schon lange nicht mehr. Ein Hobby muss her... Schon immer wurde in Garagen, Werkstätten und Hobbykellern fleißig gebastelt. Ganze Eigenheime entstehen - abends und an Wochenenden – in Eigenregie. Bei all der Arbeit die ein Hobby macht, ist die Suche nach Individualität groß. Das Entfalten und Ausleben der eigenen Kreativität ist eine lang gehegte Sehnsucht. Dank Tutorial-Learning können auch nicht ganz so kreative Köpfe individuelles erschaffen.
Selber bauen – ohne Handwerker zu sein
Das System do-it-yourself ist dank einschlägiger Möbelhäuser bekannt. Bausatz aufmachen, Anleitung lesen und los geht’s. Sollte es doch nicht ganz klappen, findet sich mittlerweile zu vermutlich fast jedem Problem ein Video im Internet. SAT-Schüssel selbst anschließen wird damit zum Kinderspiel. Die Firma Waldviertler verkauft Schustertaschen im do-it-yourself-Set, bestehend aus Lederstücken, Nieten und Nietwerkzeug. Per Anleitung oder Online-Video wird erklärt wie aus unzähligen Dreiecken eine Lederhandtasche wird. Selber machen – das sind neben kleinen Reparaturarbeiten in den eigenen vier Wänden auch die Klassiker Kochen, Backen, Stricken, Nähen. Die Bücherregale sind voll mit Kochbüchern zu jedem x-beliebigen Thema. Ganz vorne mit dabei sind aktuell: One-Pot-Rezepte – wo alles in einem Topf gekocht wird. Die Zutaten dafür kommen am Besten aus dem eigenen Garten oder zumindest vom Wochenmarkt.
Schustertasche (Foto Waldviertler) Schustertasche (Foto Waldviertler)
 
Selbstverständlich gibt es Profis, die im Nu Möbel zusammenbauen oder besser noch, nach individuellen Wünschen selbst bauen, Handtaschen kann man auch fertig kaufen und kochen geht auch mit Mikro und Backofen. Aber ab und zu etwas selber machen ohne Handwerker zu sein – das hat schon was. Ein Stück hat gleich einen ganz anderen emotionalen Wert, wenn man weiß, wie viel Arbeit, blaue Flecken und Schweiß dahinter stecken! Individuelle Gestaltung steht auch hier im Fokus und zwar gleichermaßen bei Mann und Frau. Fachmännische Hilfe findet sich auch in Repair-Cafes oder bei Repair-Days. Altes oder Kaputtes wird repariert. Am Ende kann man sich erfolgreich auf die Schulter klopfen, weil man selbst etwas geschafft hat und nicht dem Konsumdrang unterlegen ist.
Repair Cafe (Foto Stadt Salzburg / Johannes Killer) Repair Cafe (Foto Stadt Salzburg / Johannes Killer)
Aus Alt macht Neu
Wer alte Möbel aufpolieren will folgt dem Upcycling-Trend. Großmutters Küchentisch glänzt im neuen Look, aus der Zeitschriftensammlung werden mit wenigen Handgriffen stylische Hocker. Jetzt könnte man natürlich sagen, tolle Idee, war aber alles schon mal da… Stimmt, denn früher wurden aus den wenigen Dingen, die man hatte, immer wieder neue – umfunktionierte – Dinge. Das Wort Wegwerfgesellschaft gab's damals auch noch nicht. Ein kleiner Handkoffer – am Flohmarkt erstanden – wird zur Minibar, zum Schlüsselkastel oder gar zur Hausapotheke umgewandelt. Auch Obstkisten kann man umfunktionieren; einen blauen Schreibtisch aus einer alten Palette hat sonst sicher niemand!
Upcycling (Foto Schöllbauer upcycling.at) Upcycling (Foto Schöllbauer upcycling.at)
 
Wem für sein Hobby zwar nicht die Ideen fehlen, die gestrickte Mütze aber nicht geglückt ist, holt sich Rat. Bei Strick- und Nähkursen können noch ein paar Handgriffe weitergegeben werden, das gemütliche Zusammensitzen und Austauschen ist natürlich auch nicht zu verachten. Wer selber näht, geht ins Stoffamt. Stoff auswählen und bei Kaffee und Kuchen Tipps von Cornelia Geyer geben lassen.
Nähen - do-it-yourself (Foto Stoffamt) Nähen - do-it-yourself (Foto Stoffamt)
 
Wer sein Hobby zum Beruf macht, hat nicht nur Vertrauen in sich und seine Produkte, sondern auch Mut. Denn auch der lokale Markt will erobert werden. Online wie Offline gibt es Marktplätze, auf denen man seine Produkte feilbieten kann – ohne das große wirtschaftliche Risiko. Ein Beispiel ist ‘s Fachl in der Salzburger Altstadt. Heimwerker können ihre Produkte – egal ob Kunsthandwerk, Schmankerl, Textilien oder Dienstleistungen – verkaufen. Alte Obstkisten fungieren als Verkaufsfläche, die einzeln gemietet werden können. Der Fachlmeister und Inhaber Roland Huber kümmert sich um Verkauf, Verwaltung und Werbung; Für seine Tätigkeit erhält er eine Provision. Kosten und Risiko bleiben so für jeden Mieter überschaubar.
do-it-yourself in Obstkisten (Foto Fachl) do-it-yourself in Obstkisten (Foto Fachl)
Zurück zu den Trends
Wurden Individualisten lange Zeit schief oder zumindest von der Seite angeschaut, ist Individualität heute längst nicht mehr verpönt. Das Prinzip do-it-yourself ist ein Megatrend. Dank oder wegen der Globalisierung ist auch die Urbanisierung ein solcher Trend. Diese wiederum hat zur Folge, dass sich beispielsweise Städte – unabhängig von der Größe – reorganisieren müssen, wenn sie für mobile und talentierte Menschen interessant bleiben wollen. Alte, historisch gewachsene Städte besinnen sich auf ihre Vorteile, kulturelle Stärken und Lebensqualität. Es muss beispielsweise bei der Stadtplanung eingegriffen werden: Nachverdichtung, Neubauten, Nahversorgung und ÖPNV sind große, aber zwingend notwendige Herausforderungen. Für mehr Lebensqualität durch Grünflächen sorgt das richtige Stadtklima. Nachhaltigkeit – noch so ein großer Trend – ist wesentlich für die erwähnte Lebensqualität der Gesellschaft.
Sich bewusst regional und gesund zu ernähren ist in Ballungsräumen gar nicht so einfach. Wer würde nicht gern seinen eigenen Kohlrabi ernten? Aber nicht jeder hat Zugang zu einem noch so kleinen Gemüsebeet. Wochenmärkte – wie in Salzburg die donnerstägliche Schranne, oder der samstägliche Grünmarkt – bieten lokale und vor allem auch saisonale Produkte an. Die bunte Ernte der regionalen Standler ist gefragter denn je – denn ein Trend ist es nicht nur zu wissen, woher das Essen kommt, sondern auch was man isst!
Schranne (Foto Wildbild) Schranne (Foto Wildbild)
Das Entscheidende an (Mega-)Trends ist nicht die Dauer, sondern die Wirkung. Diese Strömungen beeinflussen nämlich nicht nur einzelne Bereiche der Wirtschaft oder des sozialen Lebens. Sie formen die Gesellschaft! Was noch alles auf uns zukommt? Hier gibt’s noch mehr Infos über Trends die kommen und die, die schon da sind.
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