Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Frontispiz Publikation Jana Breuste Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Frontispiz Publikation Jana Breuste
Authentisch & Tradition Anna Piller-Wolf

Jugendstil in der Salzburger Altstadt

Ein Artikel von Jana Breuste

Jugendstil-Architektur in der Barockstadt Salzburg?

Das konservative Klima, das um 1900 in der Stadt wie auch auf dem Land herrschte, erwies sich für die neue Kunstströmung als nicht gerade günstig. Dennoch kam der ­Jugendstil bei öffentlichen und privaten Gebäuden, ­Brücken, Grabmälern sowie Inneneinrichtungen zur Ausprägung. Teilweise folgten die Bauwerke Wiener, Münchner oder Prager Vorbildern bzw. wurden von Künstlern dieser Metropolen selbst geschaffen.

Nachschlagewerk zum "Jugendstil in Salzburg"

Ausgehend vom Salzburger Hauptbahnhof nimmt die Kunsthistorikerin Jana Breuste in ihrem Buch „Jugendstil in Salzburg“ (Müry Salzmann Verlag) den Leser mit auf einen Rundgang voller Überraschungen. Er führt von Villen- und Mietshausvierteln über die Altstadt in einem Bogen durch ehemalige Vororte, wo sich der Jugendstil wie selbstverständlich mit lokalen ländlichen Bautraditionen verbindet. Zurück am Mittelperron des Hauptbahnhofs beginnt die Reise ins Salzburger Land. So sind etwa am Wolfgangsee herausragende Villen wohl­habender Wiener und Prager Sommerfrischler zu entdecken. In den Badeorten Gastein und Hofgastein wurden zeittypische Jugendstil-Bauten für ein mondänes Publikum errichtet, die sich bis heute erhalten haben.

Jugendstil-Juwelen links und rechts der Salzach:

Entdecken Sie einige Jugendstil-Juwelen in der Salzburger Altstadt:

Mozartsteg

Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Mona Müry Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Mona Müry
Der Fußgängersteg ist die einzig erhaltene von drei Salzburger Brücken der Jahrhundertwende und die älteste noch bestehende Brücke der Stadt. Sie wurde 1903 errichtet. Die strenge Eisenkonstruktion nach Plänen der Wiener Brückenbau-Anstalt Ignaz Gridl jun. ist mit der verspielten, vegetabilen Ornamentik des Jugendstils gekonnt verbunden; ihre stilisierte Pflanzenmotivik spielt auf das Wasser an.
Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Jana Breuste Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Jana Breuste
Auch bei der über der Mitte angebrachten Kartusche mit dem Namensschild und dem Erbauungsjahr der Brücke kommen die dekorativen, schwingenden Jugendstil-Elemente zum Einsatz.

Biberapotheke

Die Biberapotheke in der Getreidegasse 4 besteht seit 1608 ununterbrochen am selben Ort und ist die älteste bürgerliche Apotheke der Stadt. Gottlieb Bernhold, der Urgroßvater der heutigen Besitzerin, beauftragte im Jahr 1900 die Umgestaltung im Jugendstil. Portal und Verkaufsraum bilden ein Gesamtkunstwerk, das die bereits zuvor durch die Leinwandbilder neben den Fenstern bestehende Ikonografie der Heilpflanzen konsequent im Stil der Secession in Glasfenstern und Möblierung weiterführt.
 
Jugendstil in der Salzburger Altstadt: Biberapotheke Glasfester, Foto: Jana Breuste Jugendstil in der Salzburger Altstadt: Biberapotheke Glasfester, Foto: Jana Breuste
Markant sind die großen Verglasungen, die der Belichtung in der dunklen Getreidegasse dienen. Die in einem komplizierten Verfahren geätzten Jugendstil-Ornamentierungen zeigen die Heilpflanzen Schlafmohn, Pfingstrose und im Fall dieses Bildes: Fingerhut.
Pfanzelterportal
In der Judengasse 3 befindet sich heute das Gasthaus zur Goldenen Kugel. Das Portal verweist noch auf das einst führende Salzburger Einrichtungshaus Pfanzelter, das hier bis 2006 seinen Sitz hatte. Den Entwurf der Portalanlage zeichnete im Jahr 1905 der Inhaber selbst, Franz Pfanzelter jun., ein ausgebildeter Innenarchitekt, der allem Neuen gegenüber aufgeschlossen war. Er hat in Frankreich studiert und war ein Anhänger des Jugendstils, was sich auch an seinem Landhaus in Salzburg-Morzg zeigt. Die Material- und Farbkombination von Glas, Bronze und rotem Stein spiegelt das Bestreben der Secession wider, im Sinne des Gesamtkunstwerks alle Details aufeinander abzustimmen.
 
Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Pfanzelter Portal, Foto: Jana Breuste Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Pfanzelter Portal, Foto: Jana Breuste
Der Entwurf des Geschäftsportals im Stil der Wiener Secession fand seine Würdigung in der renommierten Zeitschrift „Der Architekt“, kurz nachdem er 1907 realisiert wurde.
Mietshaus und Vestibül in der Haydnstraße 5
Eines der herausragendsten Zeugnisse des Jugendstils in Salzburg befindet sich mitten im Andräviertel, im Vestibül eines Mietshauses in der Haydnstraße 5. Bereits am Portal begegnet man dem Jugendstil in Form von Blüten- und Pflanzenmotiven an den Balkon- und Fenstervergitterungen sowie den beiden Frauenbüsten am Portal. Im Vestibül sind es neben dem Stuckmarmor und Gemälden im Stil romantischer Landschaftsmalerei vor allem die vier Frauenporträts, die sich in Frisur, Kopfbedeckung und Schmuck unterscheiden. Weibliche Porträtköpfe sind ein im Jugendstil beliebtes Motiv, das durch Grafiken von Alfons Mucha weite Verbreitung fand. Zumindest für eines der vier Motive diente eine solche sicher als Vorlage.
 
Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Haydnstraße Vestibül, Foto: Richard Schabetsberger Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Haydnstraße Vestibül, Foto: Richard Schabetsberger
Die Köpfe halten auch dem Vergleich mit den Medaillons von Koloman Moser stand, zu sehen an einem von Otto Wagners berühmten Wienzeilen-Häusern.
Auch im Café Bazar, im Mozarteum, am Hauptbahnhof, in zahlreichen Villen Salzburgs hat der Jugendstil seine Spuren hinterlassen.

Buchtipp

Nachzulesen im sorgfältig recherchierten und reichbebilderten Buch von Jana Breuste: Jugendstil in Salzburg. Müry Salzmann Verlag, 144 Seiten, EUR 28,-
Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Frontispiz Publikation Jana Breuste Jugendstil in der Salzburger Altstadt, Foto: Frontispiz Publikation Jana Breuste
 
 
Sie möchten über neueste Blog-Einträge per E-Mail informiert werden?
Dann melden Sie sich hier an.