Ein Palais - woran denken Sie, wenn Sie das Wort lesen? Bilder von aristokratischem Lebensstil und Prachtentfaltung steigen vor dem inneren Auge auf, repräsentative Architektur, Zimmerfluchten, elegante Empfänge, geschichtsträchtige Treffen. Auch in Salzburg gibt es einige dieser bedeutenden historischen Gebäude und obwohl sie heute natürlich ganz anders genutzt werden, spürt man noch den Hauch ihrer großen Vergangenheit.
Langenhof
Der Langenhof ist ein Stadtschloss in der Sigmund-Haffner-Gasse 16 in Salzburg. Es heißt "Langenhof", weil es an Stelle eines Palastes erbaut wurde, der einst von Fürst Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg im frühen 16. Jahrhundert errichtet worden war. Das heutige Gebäude ist jüngeren Datums. Es wurde 1670 für Fürst Erzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg erbaut. Und zwar für nahe Familienangehörige der
Kuenburgs, einem der angesehensten Adelsgeschlechter Salzburgs.
Wappen am Langenhof
Für die eindrucksvolle Erscheinung des auch "Palais Kuenburg" genannten Gebäudes wurden drei ältere Häuser zusammengelegt. Eines davon der erwähnte Palast von Matthäus Lang. Die anderen Teile gehörten den Lehensherren von Kuchl und der Diözese. Letztere nutzte es als Wohnhaus für die Chorknaben des Domorchesters. Die Knaben zogen später in das Kapellhaus, heute Sigmund-Haffner-Gasse 20.
Seit etwa 1713 wird das Gebäude offiziell als "Gräflich Kuenburgisches Palatium" oder Palais Kuenburg bezeichnet und galt als einer der bedeutendsten Adelspaläste im Salzburger Stadtzentrum. Die südliche Tordurchfahrt beherbergt die romanische Skulptur eines liegenden Löwen aus der Zeit um 1150, die vermutlich aus der ursprünglichen Kathedrale - dem
Virgil-Dom stammt.
Löwe im Langenhof © Bundesdenkmalamt
Um 1800 gestaltete
Johann Georg Laschensky eine neue klassizistische Fassade für die ausladende vierseitige Anlage um einen rechteckigen Innenhof Im Erdgeschoß ranken sich weiße Marmor-Arkaden. Interessant auch das Dach, sofern Sie es sehen können (sonst hilft Google Maps), ein sogenanntes "Grabendach".
Diese Art von Dach-Architektur war in Salzburg weit verbreitet, jenes des Langenhofes gilt als besonders gut erhalten. In dem weiträumigen Palais sind heute Wohnungen, Geschäfte, Kanzleien und der Sitz der
Internationalen Salzburg Association untergebracht.
Langenhof © Dr. Schmidt / Kulturabteilung Salzburger Landesregierung
Erzbischöfliches Palais
Der Bau ist aus dem Zusammenschluss von zwei ursprünglich getrennten Kanonikalhöfen (des
Reckheimschen Kanonikalhofes um 1690 entstanden. Das Portal wird von einem Wappen von Fürsterzbischof
Maximilian Josef von Tarnóczy geziert. Das alte Portal zur
Kapitelgasse trug bis
1693 ein Wappen von
Markus Sittikus. Der Reckheimsche Kanonikalhof zur Kapitelgasse war um 1830 Sitz der Festungskommandatur der
Festung Hohensalzburg.
Erzbischöfliches Palais, Salzburg
Nach dem Einmarsch der
Nationalsozialisten und dem Anschluss an Deutschland musste Erzbischof
Andreas Rohracher am
12. Oktober 1939 ein Ausweichquartier im
Erzstift St. Peter beziehen, erst am
10. Dezember 1947 konnte er ins Erzbischöfliche Palais zurück. Seitdem sind dort wieder alle kirchlichen Dienststellen, mit Ausnahme des Caritasverbandes, untergebracht.
Erzbischöfliches Palais, Detail am Tor
Neustein
Ein verborgenes Juwel der Altstadt ist das von Glyzinien umrankte Schlösschen am Beginn der
Arenbergstraße, zugehörig dem Teil des Weltkulturerbes
Äusserer Stein. Das 1783 bis 1785 von Hofbaumeister
Georg Laschensky als Lederfabrik erbaute klassizistische Gebäude wurde von Max Freiherr von Erggelet 1889 zu einem Garten-Palais für seine Sommer-Aufenthalte in Salzburg umgebaut.
Seine Tochter, Marianne Freifrau von Erggelet, veranstaltete regelmäßig legendäre „Tee-Salons“, ein kulturelles Forum für schöngeistige Themen und Hauskonzerte. Zu den Gästen zählten Hugo von Hofmannsthal, Arturo Toscanini und die Familie Karajan - die kleinen Söhne Herbert und Wolfgang spielten währenddessen im Garten.
Herzstück des bezaubernden Hauses ist ein kleiner Konzertsaal, der
Pausingersaal. Seine kassettierten Holzvertäfelungen sind das Geheimnis für hervorragende Akustik. Deshalb eignet sich der Pausingersaal besonders für Kammerkonzerte und Instrumenten-Soli.
Sotheby’s London nutzt den Raum für die Präsentation von historisch bedeutenden Violinen der weltberühmten Geigenbauer
Stradivari oder
Guarneri del Gesu. Kein Wunder, dass ein internationaler Geigen-Fonds beabsichtigt, im Palais Neustein seinen Sitz zu eröffnen.
Palais Faber
Der
Prunkbau wurde um die Jahrhundertwende vom Industriellen
Moritz Faber im Stile der Wiener Ringstraßen-Bauten errichtet. Der Besitzer der Brauerei Liesing verwirklichte sich zu seinen Lebzeiten (1837 - 1921) auch noch mit den prominenten "Faberhäusern" in der heutigen
Rainerstraße.
Eine damals geschmacklich umstrittene Gestaltung der Bauwerke begann. Faber legte Wert auf höchst repräsentative Wirkung und beabsichtigte, den damaligen Zubringer Westbahnstraße in Richtung der für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt überaus wichtige Bahnstation - zur Prachtstraße zu entwickeln.
Bald wird aus dem ehemaligen Herrenhaus ein Luxushotel. Die Restaurierung der denkmalgeschützten Fassade sowie die baulichen Adaptionen für den Hotelbetrieb starten 2019.
Ein Salzburg-Spaziergang mit Blick auf herrschaftliches Leben der Vergangenheit lohnt sich!