Im Rahmen des Handwerks- und Designfestivals Hand.Kopf.Werk. und der Designtage Salzburg finden bis Samstag, 28. April noch insgesamt 38 Veranstaltungen statt. Autor Wilfried Kropp berichtet außerdem über seine Teilnahme an der Altstadt.Tour in Mülln am vergangenen Freitag.Zahlreiche InteressentInnen haben seit Beginn des Festivals am 11. April die Werkstätten der Hand- und KopfwerkerInnen in der Altstadt besucht, viel Neues erfahren und in Workshops selbst Hand angelegt. Noch bis Samstag hat man bei
Hand.Kopf.Werk. die Gelegenheit, eine Klopfakupressur für Mamas und Kinder auszuprobieren, an der Produktion eines Zuckerls mitzuwirken, bei einem Music Talk mit dem Komponisten Ludwig Nussbichler alles über das
Aspekte Festival zu erfahren, sich mit veganer Naturkosmetik verwöhnen zu lassen oder sogar einen echten Ledergürtel zu personalisieren.
Krönendes Highlight zum Ausklang des Festivals sind die heuer erstmals stattfindenden
Designtage Salzburg, die heute um 18 Uhr im Traklhaus am Waagplatz mit einem spannenden Talk zur "Designstadt Salzburg" eröffnet werden. Wie kann Licht Räume und Farben unsere Wahrnehmung verändern? Wie trägt urbanes Design zu einer höheren Lebensqualität bei? Welche Aufgaben hat die Ästhetik in einer beschleunigenden Welt? Wie können Unternehmen Tradition und Trends verbinden?
Bis Samstag erfahren InteressentInnen in Form von namhaft besetzten Talks, Touren und Shows an verschiedenen Orten alles zu den Themen Design, Produktmanagement, Shop-, Schmuck-, Textil- und Hoteldesign und vieles mehr.
Am vergangenen Freitag fand in Mülln im Rahmen von Hand.Kopf.Werk. eine Altstadt-Tour statt. Wilfried Kropp berichtet als einer der TeilnehmerInnen:
SpezialistInnen entlang des Almkanals
Türen öffnen, die normalerweise verschlossen sind, außergewöhnliche Menschen kennenlernen, die mit Leidenschaft ihrer Profession nachgehen – mit diesem Konzept zieht das Festival Kopf.Hand.Werk Jahr für Jahr immer mehr Interessierte an.
Eine besonders intensive Begegnung mit den Kleinodien Salzburgs ermöglichen die fachkundig geführten Rundgänge. Mülln, die uralte Vorstadt, die über Jahrhunderte dank der vielen Getreidemühlen am Müllner Arm des Almkanals die Stadtbevölkerung mit Mehl versorgte, ist heute noch der Lebensraum von außergewöhnlichen HandwerkerInnen und HändlerInnen.
Die Stadtführerin Susanna Ihninger-Lehnfeld führte am Freitag eine Gruppe Interessierter hinter die historischen Kulissen. Erste Station war die Turmuhr der Pfarrkirche, die seit 1799 ihren Dienst tut und vier Zifferblätter über lange Leitungen antreibt. Sie wurde 2012 von Michael Neureiter behutsam restauriert. Die Müllner Turmuhr geht genau, denn sie wird permanent abgestimmt mit der „Atomuhr“ in der Nähe von Frankfurt.
Die Müllner Kirche wurde im 17. Jahrhundert von Salome von Alt, der Lebenspartnerin von Fürstbischof Wolf Dietrich von Raitenau, häufig besucht. Einen besonderen Ausblick auf die Salzburger Altstadt genossen die TeilnehmerInnen dann von der Himmelsterrasse, auf der aktuell ein Urnenfriedhof entsteht, der am 10. Mai 2018 feierlich eröffnet wird.
Besuch beim Malermeister
Nur ein paar Schritte über die Augustinergasse und schon befindet man sich in der Malerwerkstatt Bonfils, die sich auf das Patinieren spezialisiert hat. Beim Patinieren wird auf Oberflächen, beispielsweise Eisen, dünn Farbe aufgetragen, die den Gegenstand alt aussehen lässt. Seniorchef Paul Bonfils, dessen Vater 1926 aus Monaco nach Salzburg auswanderte, gibt heute sein Wissen an seinen Sohn Paul jun. weiter.
Der Senior ist offensichtlich mit Humor gesegnet: „Die Patina der alten Zunftschilder in der Getreidegasse, die historischen Kreuze auf dem Friedrich St. Peter – alles geschwindelt“, sagte er augenzwinkernd und meinte damit die Bearbeitung durch seine Meisterwerkstatt. Auch einfache Steinsäulen in Kirchen können sein Sohn und er wie Marmor aussehen lassen.
Die Ästhetik der Mechanik
Der Uhrmachermeister Albert Gilli zeigte den TeilnehmerInnen des Rundgangs die „Ästhetik der Mechanik“. In seiner Werkstatt an der Müllner Hauptstraße restauriert er antike Uhren, bringt aber auch zeitgenössische mechanische Uhren wieder in Schuss. Über ihn haben wir
hier bereits gesondert berichtet.
Unter der kleinen Buchhandlung Sorger rauscht der Almkanal in Richtung Salzach und sorgt für frische Luft in der kleinen, engen Spezialbuchhandlung. Inhaber Gabor Schuster ist ein junger, leidenschaftlicher Buchhändler, der mit der Spezialisierung auf Medizin, Psychologie und Esoterik auf die Mitarbeiter des nahen Landeskrankenhauses zielt.
Wie er sich gegen Amazon und die großen Buchhandelsketten behauptet? Durch persönliches Engagement und durch hartnäckiges Forschen nach alten, längst vergriffenen Büchern. Er lebt mit seinen Büchern und für seine LeserInnen.
Die TeilnehmerInnen der Altstadt-Tour haben Mülln aus neuen Perspektiven kennengelernt und ließen den Nachmittag bei einem „Augustiner“ im Biergarten ausklingen – auch das ein Highlight in Mülln, aber eines, das fast jeder kennt.