Salzburger Festspiele: Die Kleider der Buhlschaft
Kein Tosca-Rot, kein Carmen-Rot, nein, ein echtes Buhlschafts-Rot ist es geworden, sagt Jedermann-Kostümbildnerin Renate Martin – ein leuchtendes Rot, hell und nicht zu schwer. Den Stoff für das Kleid, das Valery Tscheplanowa während der Tischgesellschaft trägt, habe die Kostümbildnerin nach längerer Suche in Berlin gefunden. Es ist ein Seiden-Chiffon, 25 Meter Stoff in sechs Schichten genäht. Den richtigen Farbton zu finden, sei die eine Herausforderung gewesen, sagt Renate Martin. „Wir haben außerdem lange nach dem richtigen Gewicht des Stoffes gesucht. Chiffon ist ein sehr, sehr leichter Stoff. Wir aber wollten ihn ein wenig schwerer haben, damit er gut fällt.“
Es ist die zweite Schauspielerin, die Renate Martin in der zeitgenössischen Inszenierung von Michael Sturminger einkleidet. Wie sie ein Buhlschafts-Kostüm entwickle, fragt Schauspiel-Leiterin Bettina Hering beim Presse-Termin. „Alles beginnt mit der Besetzung“, sagt die Kostümbildnerin. „Valery ist eine selbstbestimmte, intelligente und humorvolle Frau. Sie weiß, was sie will und verkörpert eine sehr moderne Frau.“ Daher habe sie sich für sehr klare Kostüme, ohne viel Schmuck entschieden. Das rote Kleid hat vorne einen langen Schlitz.
„Wenn Valery möchte, kann sie ihre Weiblichkeit zeigen, sie kann herrlich damit spielen“, sagt sie. Das Rot stehe für Sinnlichkeit, für Liebe, Leben und auch Blut. Die Tischgesellschaft ist in Schwarz, Weiß und Silber-Tönen gehalten – den Farben des Todes. „Die Buhlschaft sticht in diesem Totentanz als das Leben hervor“, sagt Renate Martin. Die Schuhe, auf denen sie tanzt und singt und um die Gunst des Jedermann buhlt, sind aus Samt und haben einen Absatz von 10 Zentimeter Höhe, handgefertigt.
Das zweite Kostüm der Buhlschaft ist ein Einteiler. „Es ist die erste Buhlschaft in Hose“, sagt die Kostümbildnerin. Diesen Overall trägt sie bei ihrem ersten Auftritt, bei dem sie auf den Jedermann trifft und für ihn singt. „Dieser Einteiler hat Rockstarqualität.“ Der Stoff ist aus Mailand, ein transparenter Tüll, bestickt mit Marabu-Federn und Glasperlen. Lasziv, verführerisch und selbstbewusst könne Valery Tscheplanowa dieses Kostüm tragen.
Die Accessoires habe sie bewusst dezent gehalten, da dies gut zur Schauspielerin passe, sagt die Kostümbildnerin Renate Martin. Aber ein paar besondere Details gebe es trotzdem: Der Haarschmuck, den die Buhle zum roten Kleid trägt, ist mit winzigen Swarovski-Kristallen besetzt, die bis in die letzte Reihe funkeln. Und auch am Overall befinden sich glitzernde Details: Auf dem Gürtel leuchten acht Swarovski-Kristalle von der Taille der Buhlschaft. Insgesamt 400 Stunden Arbeit stecken in den beiden Kostümen der größten kleinsten Rolle der Welt.
Salzburger Festspiele: 20. Juli bis 31. August 2019
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