Jahn-Markl: Mit Gänsekiel und Tafelkreide
Maßgefertigte Lederhosen bei Jahn-Markl Trachten
Eine Szene wie aus der Fernsehwerbung: Firmeninhaberin Gabriele Jenner berichtet im Gespräch gerade, dass sie keine Werbung macht und sich darauf verlässt, dass zufriedene Kunden sie weiterempfehlen. Die Tür zum winzigen Laden am Residenzplatz 3 geht auf und ein junger Mann mit einer wirklich speckigen, häufig getragenen Lederhose tritt ein. „Ein Freund hat mir erzählt, dass Sie rund um die Lederhose alles machen, auch Reparaturen. Könnten Sie vielleicht helfen?“
„Selbstverständlich können wir das,“ ist die schlichte Antwort von Gabriele Jenner und bespricht gleich im Detail die Reparaturwünsche. Einige Minuten später erscheint eine gut gekleidete, ältere Dame, gefolgt von einer jungen Mutter mit einem etwa zweijährigen Jungen. „Unsere Familie kauft schon seit Jahrzehnten bei Ihnen – und jetzt möchte ich für meinen Enkel eine Lederhose machen lassen.“
Wie das Leben halt so spielt. Die beiden Szenen beschreiben schon deutlich, worauf der Erfolg von Jahn-Markl gründet: Handwerkliche Qualität, Tradition, Nachhaltigkeit – und eben treue Kunden. Selbst im traditionsreichen Salzburg ist Jahn-Markl eine Ausnahmeerscheinung. Der Handwerksbetrieb wurde als Gerberei schon im Jahr 1408 erstmals erwähnt, besteht also schon seit mehr als 600 Jahren. Im Jahr 1890 trat der Säckler (Lederwarenhersteller) Johann Nepomuk Jahn in das Geschäft ein und verband so die beiden Gewerbe.
Jacken, Röcke, Westen, Hüte, Taschen, Hausschuhe – und selbstverständlich Lederhosen.
Fast alles in eigener Werkstatt hergestellt, die sich um´s Eck in der Goldgasse befindet. Hier werden in vielen Arbeitsschritten die Lederhosen und andere Waren aus Leder hergestellt: Alles mit der Hand, mit teilweise uralten Nähmaschinen und Bügeleisen. Um eine Lederhose zu schneidern und zu besticken, brauchen die Mitarbeiter rund 30 Stunden.
In der Werkstatt ist die Zeit stehengeblieben: Die Schnittmuster werden von der langjährigen Mitarbeiterin Petra mit dem Federkiel aufgetragen und mit Kreide bestäubt. Wenn etwas geklebt werden soll, dann wird der gute alte Mehlpapp verwendet: Roggenmehl mit Wasser. „Pickt hervorragend und verbindet sich perfekt mit Leder,“ lacht Petra, die wie ihre Chefin ebenfalls eine Lehre als Säckler absolviert hat. Das verwendete Leder, meist Hirsch- und Ziegenleder, wurde früher selbst sämisch gegerbt. Heute bezieht Jahn-Markl das Leder von Gerbern in der Steiermark und aus dem Salzburger Land.
Innen ist das von Jahn-Markl verwendete Leder hell. Durch eine Rückfettung mit Dorschtran wird es geschmeidig, waschbar und atmungsaktiv. Das ist vor allem bei hohen Temperaturen im Sommer angenehm. Ein weiteres spezielles Merkmal ist die antik aussehende Lederfarbe "Salzburger Altschwarz", die extra für Kaiser Franz-Josef im eigenen Betrieb entwickelt wurde, eine Mischung aus schwarz und braun.
Eine Stilberatung gehört immer dazu
Jahn-Markl fertigt Salzburger Hosen und Ausseer Hosen. Der Salzburger Stil: weiße Stickerei, rückwärts eine Tellernaht. Diese Naht führt von den Oberschenkeln in einem Bogen über das Gesäß und ist an ihrem Scheitelpunkt mit Ornamenten verziert. Bei der Ausseer Hose sind die Stickereien grün und die Rückseite ist glatt.
Handstickerei ist immer erhaben, die Maschinenstickerei liegt flach auf der Hose. Bei handbestickten Hosen wird nur der obere Teil des Leders angestochen, dadurch entsteht eine plastische Wirkung. Zu den Salzburger Hosen gehören blaue Stutzen, zu den Ausseern grüne Stutzen. „Auf keinen Fall“, so erläutert die Firmenchefin, „dürfen die Stilelemente gemischt werden.“
Ein besonderes Kapitel ist das Kundenbuch – ein außergewöhnliches Dokument der Salzburger Geschichte und von unschätzbarem Wert. Prominente Kunden haben seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts Widmungen hineingeschrieben. Beim Durchblättern entsteht das Bild einer untergegangenen Epoche: Kaiser Franz Josef I, der deutsch-österreichische Hochadel, Schriftsteller wie Carl Zuckmayer, Hugo von Hofmannsthal und Somerset Maughan, Komponisten und Dirigenten wie Herbert von Karajan, Richard Strauss und Bruno Walter.
Selbstverständlich auch Schauspieler wie Marlene Dietrich, Paula Wessely. Nicht zu vergessen die große Gruppe von weltberühmten Unternehmern wie Louis Vuitton, die Familien Rothschild und Oppenheimer. Diese Tradition wird auch heute fortgesetzt, doch die Diskretion verbietet es, Namen zu nennen. Jahn-Markl profitiert selbstverständlich hier von der Anziehungskraft der Festspielstadt Salzburg und der zentralen Lage am Residenzplatz.
Wer auf der Suche nach einer maßgeschneiderten Lederhose für den Salzburger Rupertikirtag (20.-24. September 2019) ist, ist bei Jahn-Markl richtig! Gabriele Jenner schaut optimistisch in die Zukunft: „Das Authentische, Traditionelle, Langlebige gewinnt wieder an Wertschätzung. Dafür stehen wir.“