Hotel Goldener Hirsch: Das Luxushotel hat wieder geöffnet
Heute erwartet das Traditionshaus in der Getreidegasse 37 nach der umfangreichen Generalsanierung in Rekordzeit wieder seine ersten Gäste. Traditionelles Flair erhalten, modernste Technik installieren, Denkmalschutz berücksichtigen – so lauteten die Herausforderungen für Projektleiter Karsten Sippel, als er im Sommer 2018 den Auftrag zur Sanierung des Salzburger Luxushotels Goldener Hirsch erhielt. Trotz etlicher unerwarteter Schwierigkeiten und enormer zusätzlicher Kosten konnte das Hotel in kürzester Zeit und in einem beispiellosen Kraftakt auf den neuesten Stand gebracht werden.
Mehr als 30 Millionen Euro hat der Inhaber des Hotels, der Schweizer Unternehmer Dr. Hans-Peter Wild in die Sanierung und Modernisierung gesteckt. Bereits beim Kauf im August 2016 hatte er den hohen Renovierungsbedarf erkannt und angekündigt, dass er die Luxusimmobilie umfassend modernisieren, dabei das traditionelle Flair des Hauses aber auf jeden Fall erhalten wolle.
Aus „sanfter Renovierung“ wurde Grunderneuerung
„Mit der Übernahme bin ich die große Verpflichtung eingegangen, dem – vor mehr als 600 Jahren erstmals urkundlich erwähnten – Gebäude mit dem nötigen Respekt vor dessen Geschichte zu begegnen und es entsprechend zu erhalten“, zeigt sich Wild seiner Verantwortung bewusst. Deshalb war für das Hotel Goldener Hirsch, das seit mehr als 20 Jahren Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Historisches Zentrum der Stadt Salzburg“ ist und unter Denkmalschutz steht, eine „sanfte Renovierung“ geplant. Insbesondere die Technik sollte auf den neuesten Stand gebracht werden.
Im Laufe der Renovierungsplanung und -umsetzung wurde jedoch schnell deutlich, dass der Zustand des Gebäudes erheblich schlechter war als erwartet. Die teilweise inakzeptable Bausubstanz, tragenden Wänden fehlte beispielsweise ein Fundament, und die völlig veraltete Infrastruktur machten eine bauliche und technische Grundsanierung und Rundum-Erneuerung des Hotels nötig. Trotz der massiven Eingriffe wurden selbstverständlich in jeder Phase die Auflagen des Denkmalschutzes beachtet und der Historie des Hauses Rechnung getragen.
Enormer Aufwand für ein einmaliges Gebäude
Erschwert und verzögert wurde das Vorhaben noch dadurch, dass beim Ausheben der dreieinhalb Meter tiefen Grube zur Unterkellerung von bisher nicht unterkellerten Bereichen zahlreiche archäologische Funde zutage traten, die von Spezialisten gesichtet, dokumentiert und gesichert wurden.
„Die Renovierung entwickelte sich zu einem extrem komplexen und sehr schwierigen Bauprojekt, das von den Herren Sippel und Pessl hervorragend geleitet und umgesetzt wurde“, hebt der Inhaber hervor.
„Ich danke aber nicht nur den beiden, sondern auch den Salzburger Behörden für die wieder einmal sehr gute und verständnisvolle Zusammenarbeit. Baubehörde, Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung, Altstadtamt und Bundesdenkmalamt haben einen wesentlichen Anteil daran, dass wir diesen Kraftakt in Rekordzeit stemmen konnten.“
Handwerksleistungen mit beeindruckenden Zahlen
Der Projektleiter kann mit beindruckenden Zahlen aufwarten: „Für den Rohbau haben wir 55.000 Arbeitsstunden geleistet – fast doppelt so viele wie geplant. Wir haben 57 LKW-Ladungen Aushub abtransportiert, 700 Kubikmeter Beton und 83 Tonnen Stahl verbaut. Bei den Elektroarbeiten, die weitere 50.000 Stunden Montagearbeit umfassten, wurden insgesamt etwa 240 Kilometer Kabel und Leitungen verlegt – das entspricht in etwa der Entfernung von Salzburg nach Wien.
Und für die neue Haustechnikanlage haben wir insgesamt 12.000 Meter Rohre neu verlegt. Glücklicherweise kam es bei den umfangreichen Bauarbeiten zu keinen schweren Unfällen.“ Hinzu kommen noch die Aufwendungen für die Innenausstattung. Bis zum Abschluss der Arbeiten wurden beispielsweise 600 neue Türen und 2.000 Leuchten eingebaut und 7.500 Quadratmeter Stoff – was der Größe eines Fußballfeldes entspricht – für Bezüge und Vorhänge verarbeitet sein. Mehr als 1.500 Möbelstücke sind für den Goldenen Hirsch neu angeschafft worden, 120 alte Möbel wurden restauriert.
Wohlfühl-Ambiente für die Gäste
„Zwar haben wir für die Innenausstattung ein neues Konzept erstellt, aber in unserem Hotel wird in vielen Bereichen der traditionelle Stil beibehalten. So legen wir großen Wert auf Handarbeit und Handwerkskunst, um den Charakter des Hauses zu erhalten. Wir wollen sicherstellen, dass sich die Gäste im klassischen Ambiente wieder wohlfühlen wie zuvor und der Gast soll wissen, dass er im Goldenen Hirsch aufgewacht ist.
Deshalb haben wir hauptsächlich traditionelle Materialien verarbeitet, beispielsweise Natursteine, schmiedeeiserne Elemente, Stoffdrucke und Fleckerlteppiche. Und die alten Möbel haben wir selbstverständlich fachkundig restaurieren lassen“, ergänzt Hoteldirektor Wolfgang Putz, der das Haus seit 2011 leitet. Neu installiert und eingerichtet wurden im Zuge des Umbaus alle Bäder in den insgesamt 70 Zimmern und Suiten.
Auch das Erdgeschoß ist neu konzipiert worden, was für die Gäste schon beim Betreten des Hotels deutlich wird: Durch die Verlagerung der Küche, die sich bisher im Erdgeschoß befand, konnte der Empfangsbereich mit der Rezeption wesentlich vergrößert werden. Er zieht sich jetzt über die gesamte Tiefe des Hauses und hat es möglich gemacht, dass das Hotel – neben dem bekannten Eingang von der Getreidegasse – nun auch einen direkten Zugang vom Karajan-Platz erhält.
Auch Mitarbeiter profitieren vom Umbau
Für den Hoteldirektor sind die Mitarbeiter ebenso wichtig wie die Gäste. „Unser Service ist ein Qualitätsmerkmal des Hotels. Diese Leistung wird ausschließlich von den Mitarbeitern erbracht. Deshalb lege ich Wert darauf, dass die Rahmenbedingungen für sie stimmen und sie sich wohlfühlen können“, so Putz.
Wichtige Punkte beim Umbau sind deshalb für ihn die neue, großzügige Küche im Souterrain und die neuen Sozialräume für die insgesamt 100 Mitarbeiter. „In der Küche und den angegliederten Lagerräumen können wir die Abläufe optimieren und besser arbeiten als zuvor im engen Erdgeschoss“, erläutert Putz.
Und er ergänzt: „Wir möchten nicht nur Stamm-Gäste haben, sondern auch Stamm-Mitarbeiter. Deshalb freue ich mich sehr, dass die meisten Mitarbeiter zugesagt haben, nach dem Umbau wieder im Goldenen Hirsch arbeiten zu wollen. So wie es aussieht, werden ab Juli wieder 80 Prozent unseres ehemaligen Personals zusammen mit ihren neuen Kollegen und Kolleginnen, die bekannten Gäste im Hotel begrüßen.“
Schon jetzt bereit fürs Jubiläum 2020
Der Umbau des einmaligen Objektes in nur zehn Monaten erforderte von sämtlichen Beteiligten Höchstleistungen und er ging – im wahrsten Sinne des Wortes – an die Substanz. Doch das Ergebnis wird hoffentlich für alle Beteiligten ein voller Erfolg. „Trotz der aufwändigen Umbauten und der modernsten Technik werden wir den traditionellen Charme des Hotels Goldener Hirsch erhalten. Und wir haben unser berühmtes Haus sehr gut für die Zukunft aufgestellt. Wir freuen uns schon jetzt auf das Jubiläum 2020, wenn wir „100 Jahre Salzburger Festspiele“ und unsere mehr als 20 Jahre gute Zusammenarbeit mit diesen hochkarätigen Veranstaltungen feiern können“, lautet das Resümee von Dr. Wild.